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Geschwister-Scholl-Platz, Fürstenfeldbruck (Wettbewerb)

1. Preis Ideen- und Realisierungswettbewerb

Geschwister-Scholl-Platz, Fürstenfeldbruck (Wettbewerb)
2013 | 9.300m²
Bauherr: Stadt Fürstenfeldbruck
Leistung: Wettbewerb 1. Preis

Analyse des Vorgefundenen
Der Geschwister-Scholl-Platz erweist sich als erstaunlich stark frequentierter Platz am Bahnhof. Eine durchgängige Pflasterdecke als einheitlicher Boden ist bereits vorhanden. Die angrenzenden Gebäude formen einen klar ablesbaren Platzraum, die Fassaden sind jedoch stark geprägt durch kommerzielle Nutzung und wenig prägnant. Die vorhandene Möblierung mit Sitzgelegenheiten und Pflanztrögen ist zwar hochwertig, zusammen mit der Ausstattung der Freischankflächen entsteht jedoch eher ein unruhiger und beliebiger Eindruck - der Platz erscheint übermöbliert. Die Gestaltungsmöglichkeiten des Platzes sind durch die darunterliegende Tiefgarage und die Feuerwehrumfahrten erheblich eingeschränkt.
Vorgehensweise – Philosophie
Der Platz kann nicht – wie z.B. viele historische Altstadt-Plätze - allein aus seiner räumlichen Wirkung und Konfiguration eine eigenständige Qualität entwickeln. Daher sollen neue starke Elemente auf dem Platz etabliert werden, mit einer eigenen besonderen Ausstrahlung, die einladend wirken und den Platz in der öffentlichen Wahrnehmung zu einem Unikat machen. Als unkommerzielle 'Breaks'in der stark kommerzialisierten Umgebung entstehen Orte zum Innehalten, Chillen, Nachdenken, Pause an der frischen Luft genießen und Spielen.
Holzdecks
Gefaltete und geknickte Großformen auf dem Platz integrieren alle bisherigen Ausstattungselemente. Die Decks dienen als vielfältige Gelegenheit zum Sitzen und Lagern, ohne Konsumzwang. Schirmförmige Großsträucher als grüne Elemente bilden im Sommer ein natürliches Schattendach. Sonnenschirme aus luftigem Textil dienen als zusätzlicher Sonnen- und Witterungsschutz. Das nördliche Deck beherbergt Spielelemente für Kinder mit Fallschutzbelag und ein Schachspiel.
Die Holzelemente können ohne größere Umbaumaßnahmen einfach auf den bestehenden Belag aufgesetzt werden, es erfolgen keine Eingriffe in die Dichtungsebene. Die Lage der Elemente behindert nicht die Feuerwehranfahrt und belässt genügend Raum für die Freischankflächen einerseits und für eine offene Mitte als Markt- und Veranstaltungsort andererseits.
Brunnen
Der bestehende Torso des Brunnens kann aufgrund der geringen Größe kaum Wirkung auf dem Platz entfalten. Es wird vorgeschlagen, ihn an eine andere Stelle, gegebenenfalls auf einen kleineren Platz innerhalb der Stadt zu versetzen. Ein neuer Brunnen als 'Edelstein'kann mit seiner großen, glitzernden Wasserfläche einen weiteren Anziehungspunkt auf dem Platz schaffen. Durch die Formensprache des in einen Kreis eingeschriebenen Ovals ergeben sich stellenweise breitere Ränder, die zum Sitzen einladen, andererseits bleibt die Wasserfläche präsent und wird nicht durch den Rand dominiert.
Infotafel Geschwister Scholl
Auf dem Holzdeck am südöstlichen Platzeingang werden Info-Stelen mit Informationen zu den Geschwistern Scholl situiert. Die Konfiguration aus verschränkten trapezförmigen Stelen erlaubt es, die Geschichte der Geschwister Scholl, aber auch die Zusammenhänge mit Olympia und Otl Aicher zu erzählen – die für Passanten überraschenden Olympia-Symbole wecken zusätzliches Interesse, auf diese Weise kann es gelingen, mehr Menschen an den historischen Hintergrund der Namensgeber des Platzes heranzuführen.
Weitere Ausstattung/ Sitzmöbel
Entlang der Nord-Süd-Verbindung im 'erweiterten'Platzbereich werden einheitliche Sitzmöbel, ausgerichtet an der Streifenstruktur des Belags, vorgeschlagen. Diese Sitzgelegenheiten erlauben das Sitzen nach beiden Richtungen und sind nur teilweise mit Lehnen ausgestattet.
Vegetationskonzept
Auf dem Platz bilden schirmförmige Großsträucher bzw. Kleinbäume in den Aufkantungen der Holzdecks einen kräftigen grünen Aspekt. Dieser wird am östlichen Platzrand durch einen lichten Baumhain verstärkt, der außerhalb der unterbauten Bereiche gepflanzt werden kann. Eine Baumreihe begleitet die Nord-Süd-Wegeverbindung neben der Busspur.
Durch die Neuanpflanzung der Laubgehölze auf dem gesamten Platz entsteht eine deutlich grünere und freundlichere Anmutung. Die Bäume und Sträucher verbessern das Mikroklima, sorgen für zusätzlichen Schatten im Sommer und filtern die Fassaden, ohne die Nutzbarkeit des Platzes zu beeinträchtigen.
Bei den Tiefgaragenzugängen hingegen sollen Gräserpflanzungen frei von höheren Gehölzen eine lichtere und freundlichere Situation schaffen.
Beleuchtung
Die bestehenden Mastleuchten auf dem Platz werden durch ein fröhlicheres Design ersetzt. Diese stellen die Grundbeleuchtung sicher. Holzdecks und Brunnen entwickeln durch eine zusätzliche Ambiente-Beleuchtung nachts eine besondere Strahlkraft: die Kronen der Sträucher werden mit Bodenstrahlern beleuchtet, die Aufkantungen der Holzdecks schimmern seitlich auf den Platzboden und das Wasseroval des Brunnens strahlt wie ein Opal.
Belagskonzept
Da eine komplette Erneuerung und Ersatz durch einen höherwertigen Belag aus Kostengründen ausscheidet, wird der bestehende Belag erhalten und an den Randbereichen letztlich vervollständigt und ergänzt. Im Laufe des Alterungsprozesses ist eine Abschwächung des harten Kontrastes zwischen den hellen und dunklen Bahnen zu erwarten.
Abgrenzung Realisierungsteil/ Ideenteil/ Wirtschaftlichkeit
Prinzipiell basiert das vorgeschlagene Gestaltungskonzept auf dem Additionsprinzip, die Maßnahmen sind unabhängig voneinander und auch zeitlich nacheinander realisierbar. Als erste Maßnahme (Realisierungsteil) könnte das südliche Holzdeck, der neue Brunnen am östlichen Platzrand und die Pflanzungen für den Baumhain umgesetzt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt kann - je nach bereitgestellten finanziellen Mitteln - das zweite Holzdeck, die Baumpflanzungen entlang der Nord-Süd-Verbindung mit den neuen Bänken, die Ergänzungen des Pflasterbelags und die neuen Leuchten ergänzt werden. Konzeptbedingt ist es leicht möglich, einzelne Maßnahmen zwischen Ideenteil und Realisierungsteil auszutauschen.
Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit wird großer Wert auf die Erhaltung des Bestandes gelegt, damit frühere Investitionen weiterhin ihren Wert behalten. Die vorhandenen Tröge und Sitzbänke können leicht an anderer Stelle in der Stadt wiederverwendet werden. Eingriffe in den Belag auf der Tiefgarage und damit eine Gefährdung der Dichtungsebene wird aus pragmatischen Gründen vermieden. Das modular-additive Konzept ermöglicht eine sinnvolle Realisierung in Bauabschnitten und kann flexibel auf die Finanzierung reagieren.

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